Du hast dich aber verändert! | Kirsten Wendt

06 Mar 2021  Kirsten  1 minute lesezeit.

Du hast dich aber verändert!

Oder noch besser: Die hat sich aber verändert!

Was nicht als Kompliment gemeint ist, wie jede Frau weiß. Sich zu verändern, ist ein No-Go und gleichzusetzen mit Charakterschwäche gepaart mit Größenwahn. Am besten bleibt man immer so, wie einen das Umfeld seit jeher kennt – optimalerweise mit Durchschnittskörper, Durchschnittsumfeld und Durchschnittspartner. Frauen gönnen anderen Frauen kein Traumleben, zumal jede weiß, dass es das gar nicht gibt. Was auf den ersten Blick super aussieht und einen heimlich vor Neid erblassen lässt, wird mit gehässigen Kommentaren umgehend im Keim erstickt. Also bitte keine Höhenflüge, wenn man es sich mit seinen Freundinnen nicht verscherzen will. So toll ist der neue Job beim Fernsehen nun auch nicht, außerdem hat Madame eine unvorteilhafte Frisur und einen breiten Hintern. Ein bisschen komisch war sie ehrlich gesagt schon immer.

Sollte eine von uns plötzlich von der Teilzeitangestellten zur Vollzeitkarrierefrau mutieren, ihre Kinder fremdbetreuen lassen, fünfzehn Kilo abnehmen und mit dem Joggen anfangen, ist dies nicht nur höchst verdächtig, sondern vor allem hochgradig peinlich. Die hat’s anscheinend echt nötig. Kein Selbstbewusstsein. Lenkt von ihren eigentlichen Problemen ab. Voll schade, sie war eine nette Person und vor allem so natürlich.

Nach 30 Jahren müssen die langen Haare ab. Zeit für eine Veränderung.

Je mehr Jahre ich auf dem Buckel habe, desto seltsamer finde ich es, wenn Menschen sich bis auf erschlaffende Haut und ergrautes Haar überhaupt nicht verändern. Wer will denn so was? Ich nicht. Mir gefallen Veränderungen, die machen das Leben doch erst spannend. Frauen, die sich nicht von der Stelle bewegen, sind langweilig und schauen nicht über den Tellerrand. Ein bisschen komisch waren sie ehrlich gesagt schon immer.